Metatron

 

Metapherdrei

.Zweipher

 

Karl Markus Michel

aus: Die Stunde der Sirenen

 

"Sirenengesang durchtönt die abendländische Kultur.

-Als Verlockung! Daran änderten nichts die gelehrten allegorischen Ausdeutungen dieser SZENE, vornehmlich in moralischer Absicht, die schon die Stoa begann (die Sirenen erzeugen die Krankheit der Seele), im christlichen Mittelalter weitergeführt wurden (die Sirenen bedeuten die Verführung zur Sünde), in den Humanismus mündeten (die Sirenen symbolisieren die Sehnsucht nach dem Tod), und endlich zum Gemeinplatz der WARNUNG verkamen...

...Der narkotische Rausch....ist eine der ältesten gesellschaftlichen Veranstaltungen, die zwischen

SELBSTERHALTUNG UND SELBSTVERNICHTUNG vermitteln.

Ein Versuch des SELBST, die Grenze zwischen sich und anderem Leben aufzuheben, die Scheu vor Tod und Destruktion ist einem Glücksversprechen verschwistert, von dem in jedem Augenblick die Zivilisation bedroht war.. Ihr Weg war der von Gehorsam und Arbeit, über dem ERFÜLLUNG immerwährend bloß als Schein,

als entmachtete Schönheit leuchtet .

(Adorno: Dialektik der Aufklärung) Dem gegenüber waren die Sirenen in der volkstümlichen Vorstellung von Anfang an weniger Symbole der VERSTRICKUNG und Versündigung, als der Entlastung:Todesdämonen und Todesengel zWAR, aber dochauch einlullend, betäubend, tröstend; sie machen den (sozialen) Tod zum angenehmen Trip..."